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Prof. Martin Ruckes - Ratingagenturen

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    Prof. Martin Ruckes

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    KIT-Kompetenzbereich Technik, Kultur und Gesellschaft

    Wirtschaftswissenschaften, AKTUELLE THEMEN
  • Ratingagenturen

    Seit die Schlagzeilen rund um den Finanzmarkt nicht mehr abreißen, ist der Inhaber des Lehrstuhles für Finanzwirtschaft und Banken ein gefragter Gesprächspartner. So setzt er sich seit Jahren kritisch mit Ratingagenturen und der Struktur des modernen Finanzsystems insgesamt auseinander.

Finanzmarkt: Keine politischen Einflüsse bei Ratings!

Prof. Martin E. Ruckes, FBV

Waren Begriffe wie Ratingagenturen oder Hedge-Fonds vor 2008 eher selten in den Medien zu finden, so sind sie seit Beginn der Finanzkrise omnipräsent und sorgen immer wieder für gesamtgesellschaftliche Diskussionen. Wie stark sich die Abhängigkeit und Vernetzung der Finanzwirtschaft der europäischen Staaten untereinander auch auf die deutsche Wirtschaft und ihre Unternehmen auswirkt, ist eine Entwicklung, die seit vielen Jahren von Martin Ruckes intensiv wissenschaftlich begleitet und beobachtet wird. So setzt sich der Professor am Institut für Finanzwirtschaft, Banken und Versicherungen des KIT kritisch mit der Rolle der Ratingagenturen auseinander. „Ich plädiere dafür, dass sich die Rolle von Ratingagenturen auf die Beurteilung von Wertpapieren für Anleger konzentriert“, so Ruckes, „dies bedeutet, dass sich die regulatorische Bewertung von Finanztiteln auf andere Kennzahlen stützt.“ Dass die Urteile von Ratingagenturen die Kapitalaufnahmenmöglichkeiten von Staaten entscheidend beeinflussen können, wird von Ruckes mit großer Skepsis beobachtet. „Es muss grundsätzlich verhindert werden, dass es politische Einflüsse bei Ratings gibt, die ökonomische Faktoren in den Hintergrund drängen“, fordert der Wissenschaftler.

Ähnlich umstritten und ins Licht der Öffentlichkeit gerückt sind Hedge-Fonds, die ebenfalls erhebliche gesamtwirtschaftliche Risiken bergen können. Ruckes ist einer der wenigen Experten in Deutschland, die sich seit längerer Zeit mit dem Thema von wissenschaftlicher Seite befassen. „Lange Zeit wurden Hedge-Fonds weniger kritisch beobachtet, weil sie nur institutionelle Investoren oder wohlhabende Privatleute als Anleger ansprachen. Inzwischen weiß man, dass Verluste durch Hedge-Fonds das reibungslose Funktionieren des gesamten Finanzsystems gefährden können.“

Desweiteren hat sich Ruckes intensiv mit Unternehmensfinanzierung und der Funktionsweise interner Kapitalmärkte beschäftigt. Dabei geht es um die Frage, wie Unternehmen ihre finanziellen Ressourcen an die einzelnen Unternehmenszweige verteilen. „Die Idee, dass Randgeschäfte abgestoßen werden und Unternehmen einen klaren Fokus haben wird oft dargestellt. Tatsächlich sind aber weit über die Hälfte der börsennotierten Unternehmen in mehreren Industriezweigen tätig“, so Ruckes. Dann stelle sich die Frage, ob die finanziellen Mittel immer in die produktivsten Sparten flössen. Zudem befasst sich Ruckes in seiner wissenschaftlichen Arbeit mit Unternehmensübernahmen und der finanziellen Restrukturierung von Unternehmen.

 

Weitere Informationen:

Schon in seiner Doktorarbeit (Titel: Corporate Investment Behavior with Incomplete Information: Three Essays) 1998 an der Universität Mannheim setzte er sich nach seinem Studium zum Diplom-Kaufmann mit dem Thema Unternehmensfinanzierung- und organisation auseinander. Anschließend arbeitete der 1966 in Limburg/Lahn geborene Wissenschaftler sieben Jahre als Assistant Professor of Business im Department of Finance, Investment and Banking an der School of Business der Universität of Wisconsin-Madison. Ruckes ist Gutachter für diverse wissenschaftliche Zeitschriften (u.a. Journal of Finance, Review of Financial Studies), Mitglied des Editorial Board der Zeitschrift „Die Betriebswirtschaft“ und wurde im September 2011 zum Mitglied des „Advisory Board of Aalto School of Economics“ der Aalto Universität in Finnland berufen. Seit 2007 hat Ruckes den Lehrstuhl in Karlsruhe inne.

rs

 

Die Abteilung Presse stellt gerne den Kontakt zwischen Journalisten und Prof. Martin Ruckes her.