Peter Knippertz: Frühwarnungen zum Sturmtief Sabine absolut gerechtfertigt
- Datum: 14.02.2020
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Sehr geehrte Damen und Herren,
am vergangenen Sonntag und Montag hatte Sturmtief Sabine Deutschland fest im Griff: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) empfahl Menschen in der gesamten Bundesrepublik, Autos stehen zu lassen und nur dann vors Haus zu gehen, wenn es wirklich nötig war. Schulunterricht fiel aus, etliche Flüge wurden gestrichen und die Deutsche Bahn stellte zeitweise ihren kompletten Schienenverkehr ein. Viel zu extrem für das „bisschen Wind“ – sagen die einen. Dass außer Sachschäden kaum etwas passiert ist, sei aber gerade jenen Vorsichtsmaßnahmen und Warnungen zu verdanken – sagt Peter Knippertz vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).
Zwar waren die Böen nicht so außergewöhnlich wie bei den Stürmen Lothar (1999) und Kyrill (2007). Dennoch waren sie über alle deutschen Beobachtungsstationen gemittelt die stärksten der letzten zehn Jahre: „Böen von mehr als 170 Stundenkilometern auf den Bergen und mehr als 130 Stundenkilometern im Flachland sprechen da eine klare Sprache“, sagt Knippertz. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft schätzt die Höhe der versicherten Schäden auf 500 bis 700 Millionen Euro. Zum Vergleich: Bei Sturmtief Lothar belief sich die Summe auf 800 Millionen Euro.
Dass die Schäden vergleichsweise gering ausfielen, sei auch darauf zurückzuführen, dass der DWD den Zeitpunkt und die Stärke des Sturms sehr gut vorhergesagt und schon Tage im Voraus entsprechend gewarnt hat. „Nach meiner Einschätzung konnten dadurch Schäden und sogar Todesfälle verhindert werden. Während es in Nachbarländern mehrere Tote gab, blieb Deutschland verschont.“ Dass Teile der Bevölkerung Sabine als nicht so stark wie vorhergesagt wahrnahmen, liege vor allem daran, dass die stärksten Böen kurzzeitig und lokal in Zusammenhang mit Schauern und Gewittern auftraten. Zwischen den Schauern sei der Wind dann zum Teil deutlich schwächer gewesen. „Während Menschen an einem Ort blauen Himmel sahen, schlug fünf Kilometer weiter das Sturmtief voll zu.“
Dass nun der DWD und die Deutsche Bahn für ihre Vorkehrungen kritisiert werden, ist für Knippertz nicht gerechtfertigt: „Da die Schauer und Gewitter jeden überall und über mehrere Stunden treffen konnten, war eine präzise Vorhersage einzelner Böen nicht möglich. Eine flächendeckende Warnung war der einzig vernünftige und sinnvolle Ansatz.“
Peter Knippertz koordiniert das Teilprojekt C5 im Sonderforschungsbereich/Transregio 165 „Waves to Weather“ (W2W), das sich unter anderem mit Böen in Zusammenhang mit Schauern und Gewittern befasst. „Wir wollen mit neuartigen Visualisierungstechniken und Methoden des Maschinellen Lernens Winterstürme und ihre Auswirkungen genauer beschreiben und Unsicherheiten in der Vorhersage besser charakterisieren.“ Die Ergebnisse diskutiert Knippertz‘ Team regelmäßig mit potenziellen Nutzern wie dem DWD und dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage.
In W2W arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT, der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München als Koordinator und der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Mainz überregional und interdisziplinär zusammen, um Wettervorhersagen noch genauer und zuverlässiger zu machen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den Sonderforschungsbereich seit 2015.
Weitere Informationen zu „Waves to Weather“ finden Sie unter: www.imk-tro.kit.edu/5877_6474.php
Für weitere Informationen stellt der Presseservice des KIT gern Kontakt zum Experten her. Bitte wenden Sie sich an Sarah Werner, Tel. 0721 608-21170, E-Mail an sarah.werner@kit.edu, oder das Sekretariat, Tel. 0721 608-21105, E-Mail an presse@kit.edu.
Im Portal „KIT-Expertinnen und -Experten“ finden Sie weitere Ansprechpersonen zu Highlights aus der Forschung des KIT sowie zu tagesaktuellen Themen: https://www.sek.kit.edu/kit_experten.php.