Ingrid Ott: EFI-Jahresgutachten 2016
- Datum: 17.02.2016
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Sehr geehrte Damen und Herren,
heute hat die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in Berlin ihr neues Jahresgutachten an Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben. Die 2006 auf Beschluss der damaligen Bundesregierung eingerichtete EFI ist ein sechsköpfiger Sachverständigenrat, der jährlich ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands erstellt. Wesentliche Aufgabe der EFI ist es, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu bewerten. Auf dieser Basis entwickelt die Expertenkommission dann Vorschläge für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik.Seit 2014 Mitglied der EFI ist Ingrid Ott, Professorin für Wirtschaftspolitik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Volkswirtin befasst sich am KIT mit den zentralen Wachstumsdeterminanten moderner Volkswirtschaften. Dabei geht es im Kern um Antworten auf die Frage, warum – bei gleicher Ausstattung mit Ressourcen und Arbeitskräften und entsprechend identischem Potenzial – manche Volkswirtschaften ökonomisch erfolgreicher sind als andere.
„In unserem diesjährigen Gutachten diskutieren wir erneut aktuelle Entwicklungen, die für die Innovationspolitik Deutschlands von zentraler Bedeutung sind. Darüber hinaus befassen wir uns vertieft mit verschiedenen Aspekten von Digitalisierung und Innovation“ sagt Ingrid Ott. Hierzu zählen:
Der Beitrag von KMU zu Forschung und Innovation in Deutschland
Die Innovationsausgaben der innovationsaktiven kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind laut Gutachten in Deutschland im internationalen Vergleich gering. Zu hohe Innovationskosten und ein zu hohes wirtschaftliches Risiko seien die am weitesten verbreiteten Innovationshemmnisse. Erneut beklagt die EFI die in Deutschland fehlende steuerliche Förderung für Forschung und Entwicklung.Robotik im Wandel
Beim Robotereinsatz in der industriellen Fertigung, insbesondere im Fahrzeugbau, ist Deutschland laut Gutachten derzeit noch gut aufgestellt. Konkurrenz erwachse jedoch aus Robotik-Nationen wie den USA, Japan, Südkorea und China. Als ein wichtiger Wachstumsmarkt der Zukunft gelte der Bereich Servicerobotik. Hier sei Deutschland bisher nicht gut positioniert.Geschäftsmodelle der digitalen Wirtschaft
Die wirtschaftliche Bedeutung datengetriebener Dienste und Geschäftsmodelle, die den strategisch wichtigen Zugang zum Endkunden besetzen können, habe erheblich zugenommen. Laut EFI-Gutachten konnte Deutschland bislang weder in der klassischen IKT-Branche (Informations- und Kommunikationstechnik) noch in den neuen, internetbasierten Bereichen der digitalen Wirtschaft (Cloud Computing, Big Data) besondere Stärken aufbauen.E-Government in Deutschland
Electronic Government steht für die Abwicklung von Regierungs- und Verwaltungsprozessen mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechniken über elektronische Medien. Verschiedene Studien – so die EFI – zeigen, dass Deutschlands E-Government im internationalen Vergleich deutlich zurückliegt. Der Rückstand spiegle vor allem ein begrenztes und wenig nutzerfreundliches E-Government-Angebot wider.„In allen Bereichen sehen wir einen deutlichen Handlungsbedarf für die Bundesregierung“, sagt Ingrid Ott. Die Expertenkommission erneuert ihre Einschätzung, dass Digitalisierung, Vernetzung und die Einführung neuer internetbasierter Geschäftsmodelle disruptive Veränderungen ver-ursachen. Die EFI ist angesichts der Erfahrungen aus den 1980er Jahren zuversichtlich, dass Deutschland bei den erforderlichen Anpassungen des Arbeitsmarktes gut abschneiden kann. Insgesamt sei die deutsche Politik derzeit aber zu sehr auf die Verteidigung etablierter deutscher Stärken ausgerichtet. Die Gestaltungsmöglichkeiten der Digitalisierung würden nicht ausreichend berücksichtigt. Deutschland müsse in Zukunft verstärkt an der Erschließung neuer Quellen für Wertschöpfung und Arbeitsplätze beteiligt sein – dazu bedürfe es auch eines Umdenkens in der Politik.
Die Expertenkommission Forschung und Innovation im Web:
http://www.e-fi.de/Weitere Informationen zu Prof. Ingrid Ott:
https://www.pkm.kit.edu/kit_experten_ott.php
http://wipo.econ.kit.edu/87.phpDer Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik am KIT:
http://wipo.econ.kit.edu/Für weitere Informationen stellt die Abteilung Presse gern den Kontakt zu Prof. Ott her.
Bitte wenden Sie sich dazu an das Sekretariat der Abteilung Presse, Tel. 0721 608-47414, E-Mail: presse@kit.edu.
Im Portal „KIT-Experten“ finden Sie weitere Ansprechpartner zu Highlights der KIT-Forschung und tagesaktuellen Themen: http://www.pkm.kit.edu/kit_experten.php.
Freundliche Grüße
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Presse, Kommunikation und MarketingMonika Landgraf
Pressesprecherin, Leiterin PresseKaiserstraße 12
76131 Karlsruhe
Telefon: +49 721 608-47414
Fax: +49 721 608-43658
E-Mail: presse@kit.edu
www.kit.eduKIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft
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