Autonomes Fahren - Prof. Christoph Stiller
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Der Leiter des Instituts für Mess- und Regelungstechnik (MRT) entwickelt intelligente Technik, durch die Autos ihre Umgebung wahrnehmen und angemessen auf die jeweilige Straßen- und Verkehrssituation reagieren können.
Mit intelligenter Technik zu selbstfahrenden Autos und sichereren Straßen
Autofahrerinnen und Autofahrer beobachten die Straße und die anderen Verkehrsteilnehmenden, sehen Ampeln sowie Verkehrsschilder – und entscheiden auf dieser Grundlage, ob sie beispielsweise abbremsen oder das Lenkrad einschlagen müssen. „Aus diesem Prozess des Sehens, Verstehens und Handelns leiten sich die drei Schwerpunkte für das automatisierte Fahren ab“, erläutert Christoph Stiller. Das Auto der Zukunft soll den Straßenverkehr sensorisch erfassen, die Position anderer Verkehrsteilnehmenden bestimmen sowie ihr Verhalten interpretieren und das eigene Fahrverhalten anpassen. Dazu entwickelt das Team des MRT zusammen mit seinen Partnern in Forschung und Automobilindustrie die passende intelligente Sensortechnik stetig weiter: Videokameras blicken rund um das gesamte Fahrzeug, Lidarsensoren scannen mit Laserstrahlen innerhalb einer Zehntelsekunde die dreidimensionale Geometrie bewegter und unbewegter Objekte ab und Radarmessungen geben Auskunft über Entfernung, Geschwindigkeit und Position bewegter Objekte. „All diese Informationen werden zu einer digitalen Umgebungsdarstellung zusammengeführt, aufgrund derer sich das Auto den Weg sucht, um sich kollisionsfrei, regelkonform und idealerweise mit einem gleichförmigen Geschwindigkeitsprofil fortzubewegen“, sagt Stiller. Darüber hinaus können sich mehrere Fahrzeuge per Funk gegenseitig ihre Fahrabsichten mitteilen. „Angesichts von jährlich rund 2 500 Verkehrstoten in Deutschland forschen wir daran, die Automobilität sicherer, verkehrseffizienter und komfortabler zu machen“, betont der Maschinenbauingenieur.
Stiller ist Mitglied im Direktorium des Forschungszentrums Informatik (FZI), eines Innovationspartners des KIT. Im „Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg“ erproben und bewerten Forschende von FZI und KIT gemeinsam mit weiteren Partnern seit 2018 die Technik in der komplexen Situationsvielfalt des öffentlichen Straßenverkehrs. „Die zugelassenen Erprobungsfahrzeuge fahren und überwachen Ingenieurinnen und Ingenieure, die die Technik mitentwickelt haben“, betont Stiller. Er erwartet, dass automatisiertes Fahren schon bald sicherer ist und zu einem besseren Verkehrsfluss führt als die menschliche Fahrzeugführung. „Die Fortschritte werden ähnlich verlaufen wie beim Schachcomputer, der sich in zwei Jahrzehnten aus seinen Anfängen so fulminant weiterentwickelt hat, dass er selbst als Smartphone-App professionellen Schachspielerinnnen und Schachspielern überlegen ist.“
Vor seiner Professur am KIT forschte der Wissenschaftler sechs Jahre bei der Robert Bosch GmbH zu autonomen und videobasierten Fahrfunktionen im Auto. Stiller, der Präsident der Intelligent Transportation Systems Society innerhalb des internationalen Ingenieursverbandes IEEE war und das DFG-Schwerpunktprogramm „Kooperativ Interagierende Automobile“ koordiniert, ist Mitbegründer des Uni-DAS e. V., in dem sich sieben deutsche Universitätsinstitute mit den Forschungsschwerpunkten Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes Fahren zusammengeschlossen haben. Zudem ist Stiller Mitglied des runden Tischs „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. (afr, red)
Expertenmails mit Prof. Christoph Stiller:
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Fotonachweis:
Kofferraum: Patrick Langer, KIT
Porträt Prof. Christoph Stiller, MRT: Patrick Langer, KIT