Thomas Koch und Jörg Sauer: Abgasnachbehandlung / Abgaswerte von Volkswagen
- Datum: 02.10.2015
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Sehr geehrte Damen und Herren,
die Diskussion um die dieselmotorischen Abgaswerte des Autokonzerns Volkswagen auf dem US-Markt hat die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Technologie der Abgasnachbehandlung gelenkt. Seit Jahren helfen wissenschaftlicher Fortschritt und technisches Know-how, bessere Motoren, Filter und Kraftstoffe zu entwickeln, die der Umwelt wirklich nutzen. Am KIT forschen Motorentechniker und Kraftstoffdesigner für eine nachhaltigere Mobilität.
„Auf die Motorenentwickler warten anspruchsvolle Aufgaben. Bei der Auslegung von Dieselmotoren muss berücksichtigt werden, dass sich ein Zielkonflikt zwischen Stickoxidemissionen, Rußemissionen und Verbrauch ergibt“, erklärt Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am KIT, wo er an effizienten, sauberen und einfachen Motoren forscht. „Eine motorische Reduzierung der Stickoxidemissionen würde beim Dieselmotor typischerweise zu einem Anstieg der Rußemissionen und des Verbrauches führen.“ Aus diesem Grund kommt eine Abgasnachbehandlung zur Reduzierung der Stickoxide bei modernen Dieselmotoren zum Einsatz.
Die Einhaltung der Abgaswerte wird allerdings nicht auf der Straße unter schlecht zu kontrollierenden Bedingungen, sondern auf einem Rollenprüfstand unter reproduzierbaren Bedingungen geprüft. „Eine Einführung von Tests unter realeren Bedingungen ist auf jeden Fall wünschenswert und zielführend. Hier ziehen die Akteure an einem Strang,“ so Koch. Allerdings beeinflusst das individuelle Fahrverhalten und Einsatzszenario letztlich sehr stark sowohl Kraftstoffverbrauch als auch Abgasausstoß. „Übrigens sind die Nutzfahrzeuganwendungen hier bereits seit Längerem einen Schritt weiter. Mit ihrem vorbildlichen Emissionsverhalten verdienen sich insbesondere die deutschen Hersteller Lob und Anerkennung. Insbesondere ist der Dieselmotor eine hervorragende Technologie, um niedrige Kohlendioxid-Emissionen im Verkehr zu erreichen.“
Die häufigsten Fragen zu den aktuellen Messungen rund um die Abgaswerte des Autokonzerns Volkswagen, wie etwa
- Was ist ein Fahrzyklus?
- Was ist eine Abgasnachbehandlung?
- Was ist der Unterschied zwischen der amerikanischen und der europäischen Gesetzgebung?
- Wie entwickelt sich prinzipiell die Luftqualität?
- Was wurde aktuell bei Volkswagen beanstandet?
beantworten Thomas Koch und sein Team auf der Homepage des Institutes:
http://www.ifkm.kit.edu/„Motorenleistung und Abgaswerte hängen aber auch stark vom Kraftstoff ab“, ergänzt Jörg Sauer, Leiter des Instituts für Katalyseforschung und -technologie am KIT, an dem er unter anderem auch umweltfreundliche und motorenverträgliche synthetische Komponenten für Kraftstoffe entwickelt. Im Projekt bioliq etwa werden ausgehend vom Rohstoff Stroh hochwertige Kohlenwasserstoffe erzeugt. „Ziel ist es Kraftstoffzusätze zu entwickeln, die etwa Klopffestigkeit erhöhen, Verbrauch senken oder Schadstoffe-Emissionen verhindern helfen.“ Die Investitionen in das Großprojekt bioliq betrugen insgesamt rund 64 Millionen Euro und wurden von Bund, Land und Industrie getragen. Seit einem Jahr beweist die großskalige bioliq-Pilotanlage, dass ein nachhaltiges und industrietaugliches Verfahren zur effektiven Nutzung von Reststoffen existiert.
Das Team aus technischen Chemikern und Verfahrenstechnikern rund um Jörg Sauer arbeitet an Komponenten für den Dieselkraftstoff, die dazu beitragen können, den Zielkonflikt zwischen Stickoxid-Emissionen, Rußbildung und Verbrauch ganz aufzuheben. Die sogenannten OMEs besitzen eine chemische Struktur, die bei der Verbrennung im Dieselmotor dazu führt, die Rußbildung fast ganz zu vermeiden. Die Dieselmotoren könnten dann unter Bedingungen gefahren werden, unter denen sich nur sehr wenige Stickoxide bilden können. Allerdings wird an diese innovativen Kraftstoffe noch intensiv geforscht und es wird dauern, bevor man sie an der Tankstelle kaufen kann. „Es sind noch Forschung und Entwicklung an den Fahrzeugen, den Verbrennungsmotoren und der Kraftstoff-Herstellung und Logistik bis zur Umsetzung im Markt notwendig.“ so Sauer.
Für weitere Informationen stellt die Abteilung Presse gern den Kontakt zu den Experten her. Bitte wenden Sie sich an Kosta Schinarakis, Tel. 0721 608 41956, schinarakis@kit.edu oder an das Sekretariat der Abteilung Presse, Tel. 0721- 608 47414, E-Mail an presse@kit.edu .
Im Portal „KIT-Experten“ finden Sie weitere Ansprechpartner zu Highlights der KIT-Forschung und tagesaktuellen Themen: www.pkm.kit.edu/kit_experten.php
Freundliche Grüße
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Presse, Kommunikation und Marketing
Monika Landgraf
Pressesprecherin, Leiterin PresseKaiserstraße 12
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Telefon: +49 721 608-47414
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E-Mail: presse@kit.edu
www.kit.eduKIT – Universität des Landes Baden-Württemberg und nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
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