Menschliches Mobilitätsverhalten – PD Dr.-Ing. Martin Kagerbauer
-
Das Mobilitätsverhalten von Menschen untersucht der Privatdozent für Verkehrsplanung am Institut für Verkehrswesen (IfV) anhand von Verkehrsnachfragemodellen.
Das Mobilitätsverhalten von Menschen nachvollziehen und prognostizieren
„Seit Jahrzehnten ist die Zeit, die Menschen in Deutschland für Mobilität aufwenden, relativ konstant. Das sind im Schnitt 80 Minuten pro Tag. Was sich allerdings geändert hat, sind die Fahrtweiten und -wege aufgrund neuer, verbesserter Verkehrsangebote und sich verändernder Mobilitätsformen“, erklärt Martin Kagerbauer. Am IfV untersucht der Wissenschaftler das Mobilitätsverhalten von Menschen anhand von Erhebungen und digitalen Modellierungen. So will er mit seinem Team grundsätzlich herausfinden, warum, wie und wohin Menschen fahren, beispielsweise für eine nachhaltige und effiziente Verkehrsplanung. „Über Erhebungen werden Menschen beispielsweise nach ihren durchgeführten Wegen und den Rahmenbedingungen ihrer Mobilität gefragt. Dabei werden unter anderem soziodemografische Strukturen und Präferenzen der Personen sowie die vorhandenen Verkehrsangebote erfasst. Wir berechnen anschließend die Kriterien, die für die Entscheidungen der Menschen wichtig sind, damit wir diese in unserem Verkehrsmodell anwenden können.“ Durch den menschzentrierten Ansatz lassen sich mittels der Verkehrsnachfragemodelle Prognosen zum Mobilitätsverhalten bei sich verändernden äußeren Einflüssen aufstellen.
„Aus der Modellierung ganzer Städte, des Verkehrsangebots und des Verkehrsverhaltens der Menschen lassen sich Antworten zu gesellschaftsrelevanten Fragen wie Klimaschutz, öffentlichem Verkehrsangebot und Städteplanung der Zukunft ableiten“, so Kagerbauer. Mithilfe des am IfV entwickelten Verkehrsnachfragemodells „mobiTopp“ wurde zum Beispiel ein digitaler Zwilling der Region Karlsruhe mit ihrem Mobilitätsangebot und den entsprechenden Merkmalen der Menschen im Gebiet modelliert und simuliert. Das Mobilitätsverhalten von 1,9 Millionen Menschen im Großraum Karlsruhe mit Fokus auf intermodale Wege, Carsharing und Ridepooling hatte die Entwicklung der regiomove-Ports für den Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) zur Folge. Mithilfe dieser lassen sich unterschiedliche Mobilitätsformen und Alternativen zum eigenen Pkw anzeigen. „Grundsätzlich ist es so, dass Menschen mit eigenem Pkw diesen auch häufig für Wege nutzen, für die man ihn eigentlich gar nicht braucht. Wenn wir es schaffen, dass Menschen diese Wege mit umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln durchführen, wäre bereits viel gewonnen“, betont Kagerbauer.
Prognosen für die Mobilität der Zukunft lassen vermuten, dass sich das Angebot an Verkehrsmitteln weiter diversifizieren wird und stark durch äußere Einflüsse wie dem Klimawandel und der Stadtentwicklung abhängig ist. „In diesem Umfeld ist es wichtig, viele verschiedene Mobilitätsoptionen zu haben, damit man die Verkehrsmittel und Wege nutzt, die nachhaltig und sinnvoll sind.“
Als Mobilitätsexperte ist Martin Kagerbauer zudem im Expertenbeirat für Klimaschutz in der Mobilität (EKM) beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr tätig. (mgr)
Fotonachweis:
Foto Regiomove Karlsruhe: Martin Kagerbauer
Porträt PD Dr.-Ing. Martin Kagerbauer: Markus Breig, KIT